Zeitreise ins alte Paris und New York >
< Hallensia-Quartett spielte im Festsaal des Stadthauses von Oulu
  • erschienen am: 07.05.2004
  • um 22:05 Uhr Alter: 20 yrs
  • in: Kategorie: Mitteldeutsche Zeitung
  • Kontrapunkt mit großer Raffinesse

    Finnische Woche - Kammermusikabend mit dem Hallensia-Quartett


    Mit Pianist Jouni Somero in Halle

    Etwas von der Weite Finnlands war spürbar, als das Hallensia-Quartett die Bögen zum Strich ansetzte. Das Programm bot einen Streifzug durch die finnische Kammermusik des 20. Jahrhunderts. Das Quartett spielte mit großer Begeisterung diese Musik, die sich durch eine eigene volkstümlich-avantgardistische Stilistik auszeichnet. Auch der finnische "Arvo Pärt", Einojuhani Rautavaara, versucht in seinem ersten Streichquartett den Spagat zwischen Avantgarde und Folklore.

    Ein Feuerwerk musikalischer Ideen brannte das Quartett auch im extravaganten dritten Streichquartett von Tauno Marttinen ab - einem Werk, in dem sich romantische Melodiebögen, pulsierende Bolero-Rhythmen, Zwölftontechnik und exotischer Lyrismus unvermutet begegnen. Der nicht fassbare Charakter des Werkes zwischen schroffen Dissonanzen und klassischer Heiterkeit wurde vom Quartett verdeutlicht. Das Finale mit einem in der Stille auslaufenden Triller verlieh diesem farbenprächtigen musikalischen Kaleidoskop eine besondere Note.

    Ähnlich vielgestaltig war das Klavier-Quintett von Joonas Kokkonen, ein Werk, das durch seine kunstvolle Themenverarbeitung und seinen expressiv hervorbrechenden Klavierpart auffiel. Das Hallensia-Quartett bot hier Kontrapunkt mit großer Raffinesse und spielerische Leichtigkeit, die dem Werk mitreißenden Schwung verlieh. Jouni Somero gelang es sowohl den Klavierpart in das Geflecht des Streicherklanges zu verweben, als auch rhythmische Impulse zu setzen. Der Abend voller Überraschungen machte - gerade auch durch solch packende Interpretationen - neugierig auf finnische Musik.

    Erschienen auch in Das Orchester 09/2004